Zwei geförderte Teams berichten
CLOSEUP Bremen hat seine StipendiatInnen 2021 an den Start gebracht. In dieser dritten Runde konnten sich insgesamt vier Teams über die professionell begleitete Weiterentwicklung eigener Projektideen freuen. Mit zwei der Teams und fünf geförderten Talenten konnten wir sprechen.
Erstes Fazit: Einfach machen ist besser als abwarten. Zweites Fazit: Ganz so einfach ist das dann doch nicht. Ideen und Machbarkeiten, Hindernisse und Durchbrüche – was bewegte die Teilnehmenden?
Gibt es den einen Bremer Menschenschlag? Mit einem Humor, der nur „binnen”, innerhalb der Stadtgrenzen verstanden wird?
In sieben fünfzehnminütigen Episoden wird Grilli seinen Kampf als erfolgloser Bremer Musiker beschreiten. Und wer selbst ein Bremer ist, hat da gut Lachen. „Grilli gib(t) nicht auf!” reiht sich in das Genre der Web Comedy ein. Hauptdarsteller und Drehbuchautor geben Einblicke in ihren ganz persönlichen Entwicklungsprozess.
CLOSEUP ist ein von der nordmedia ins Leben gerufene Stipendien-Programm. Gemeinsam mit der Bremer Senatorin für Wirtschaft Arbeit und Europa werden pro Jahr vier Projekte zu innovativen, audiovisuellen Medienformaten mit je 20.000 Euro gefördert. Sie ordnen sich in die Kategorien Bewegtbild, Crossmedia oder Digital Content ein. Unterstützt werden die Nominierten auch von ExpertInnen. Individuelles Coaching sowie über das Jahr verteilte Workshops gehören zur Qualifizierung. Innerhalb von neun Monaten wird das Projekt zur Marktreife entwickelt – mit einem nachhaltig positiven Effekt für Bremens Medienlandschaft.
Der Struggle ist ja real: Wie „sein Ding” machen, dabei etwas aus sich machen – ohne sich anpassen zu müssen, sich also bei allem Kampf um Anerkennung auch treu bleiben?
Im Grunde erzählen die Episoden ja mein Leben als Musiker – nur krasser, überzogener.
Für mich ging es auch darum, endlich mal was ganz und gar Eigenes auf die Beine zu stellen. Es war irgendwie an der Zeit. Christian kenne ich schon aus Schulzeiten, seit der siebten Klasse, und bin begeistert von dem, was er macht. Seine Auftritte als „Grillmaster Flash” sind ja in der Bremer Musikszene legendär. Ich bin also auf Grilli zugegangen und habe ihn einfach gefragt: „Hast du Lust Hauptdarsteller in einer Serie zu werden, bei der du nebenbei ganz viel von deiner Musik machen kannst.”
Ich sage selten „Nein” zu verrückten Ideen. Das ist vielleicht auch ein Problem. Ich war gar nicht sicher, dass aus dem Projekt wirklich etwas wird. Es hätte auch eines dieser Vorhaben sein können, bei denen man schnell mal sagt: Klar, geile Idee, machen wir mal… und dann einfach doch nichts passiert – weil entweder keiner richtig Bock drauf hat, da Energie reinzulegen, oder es einfach nicht funktioniert. Ich bin jetzt noch erstaunt, dass wir ausgerechnet dieses Mammutprojekt am Start haben – und es läuft.
Also, zum einen ist es natürlich gut, bei CLOSEUP die ExpertInnen zu haben. Ohne die hätten wir das auch gar nicht hinbekommen.
Die Verbindung zur Produktionsfirma, die Abnahme von ganz viel bürokratischen und organisatorischen Arbeiten, das trägt alles dazu bei, dass es am Ende ein wirklich professionelles Produkt wird.
Das trägt alles dazu bei, dass es am Ende ein wirklich professionelles Produkt wird. Durch die ExpertInnen hatten wir auch Kontakt zu den richtigen Leuten und jede Menge gelernt: Wie stellt man eine Produktion auf, welche Leute braucht man, an welche Kosten ist zu denken …
Foto: © Magdalena Stengel
Und dann ist da ja noch das Fördergeld, das entspannt ungemein, nimmt viel Stress. Das ist tatsächlich auch meine Erfahrung als Musiker: Es ist etwas anderes mit der Kunst zu leben als von der Kunst. Ich finde es bemerkenswert, dass ich ausgerechnet in dieser Zeit gerade mal nicht existenzielle Sorgen habe. Wir können hier etwas umsetzen, ohne uns dabei finanziell zu ruinieren, das ist toll.
Im Jahr 2021 konnte CLOSEUP vier Teams begleiten und die mitgebrachten Projektideen weiterentwickeln. Darunter die Projekte:
Grilli gib(t) nicht auf
Florian Vey, Christian Wesemann und Sören Zehle
Kammerorchester Konsonanz
Claudia Beißwanger, Claudio Diaz, Karoline Ott und David Cisternas
Seestadt Archiv
Jan Braetsch und Niklas Piatkowski
The Tank
Sarah Frede, Falk Helmbold und Marcel Becker-Neu
Mehr zu den Projekten
Der spezielle Bremer Humor. Vielleicht sogar der Bremen-Norder Humor, etwas aus der Zeit gefallen, vielleicht, so 90er… aber sehr authentisch. Das ist auch die „Backstory”, in der Serie spielt die Herkunft von Grilli durchaus eine Rolle. Blumenthal hat ihn geprägt.
Ja, aus Bremen-Nord kommt der trashig-pennelig Understatement-Humor. Schwer zu beschreiben. Dahinter steht so eine Born-to-run-Attitüde: Bloß weg hier…
Ich habe hier ja gerade als Musiker das Genre gewechselt. Kann sein, dass ich als Schauspieler krachend scheitere. Ich habe das trotzdem irgendwie versucht und hoffe, dass es reicht. Also im Grunde habe ich da dieselbe Herangehensweise wie bei meiner Musik: Einfach mal machen! Meine Botschaft:
„Vertüdelt euch nicht, traut euch was und wartet nicht auf den perfekten Moment, den gibt es nicht.”
Also, die Angst zu scheitern kenne ich auch. Aber da muss man halt durch. Und dann scheitert man eben auch ziemlich sicher und macht es beim nächsten Mal besser. Und irgendwann hat man dann sowas wie Erfolg. Ich glaube, was wir im Team alle haben, ist eine Art pragmatischer Optimismus. Ein bisschen dran glauben, dass es gut wird – mal früher mal später.
Christian Wesemann genießt als Grillmaster Flash mit diversen Auftritten auf Bremer und landesweiten Bühnen bereits Kultstatus: als „letzter echter Underground-Action-Held der Musik-Szene”.
Hörbeispiele gibt es hier
Das Gespräch führte Johannes Friedrich im Auftrag der nordmedia. Interviewpartner auf Seiten des Produktionsteams waren: Florian Vey und Christian Wesemann.
Kammerensemble? Klingt nach Streichinstrumenten, alten Meistern und großen Werken? Alles richtig. Das Kammerensemble Konsonanz allerdings verschiebt die Grenzen des eigenen Genres. Sein Credo: Klassische musikalische Ausdruckformen nutzen, um top aktuelle gesellschaftliche Themen neu zu interpretieren, wie den Klimawandel!
Klima, Wetter, Vier Jahreszeiten… Vivaldi! Die Spannung entsteht durch einen Zeitensprung und durch diese Frage:
„Wie würden die zuerst im Jahr 1725 veröffentlichten lautmalerischen Jahreszeiten-Interpretationen klingen, wenn Antonio Vivaldi sie erst 2050 geschrieben hätte?”
Vielleicht, wenn er wüsste, wie schlimm es um das Klima auf der Erde heute bestellt ist. Vielleicht wäre er aber auch stolz, immer noch über seine Musik wirksam sein zu können.
Die Idee stammt übrigens, was die musikalische Seite angeht, nicht von uns allein, bislang 14 Orchester haben das weltweit für ihre Stadt gemacht. Anhand von wissenschaftlich erhobenen Daten schauen die Menschen, welche Auswirkungen der Klimawandel unmittelbar auf ihren konkreten Lebensraum haben könnte. Gibt es 2050 noch Vögel, die im Frühling in den Baumwipfeln zwitschern? Oder hören wir nur Stille?
Die klassisch ausgebildeten StreichinstrumentalistInnen überraschen ihr Publikum mit spannenden Konzerterlebnissen und gesellschaftlich relevante Thematiken. Dazu kommt ein hohes soziales Engagement, wie die musikpädagogische Arbeit mit verschiedenen Altersgruppen und Erarbeitung inklusiver Konzertformate.
Musik erreicht den Menschen auf der emotionalen Ebene, das ist gut, besser als nur Daten zu lesen, und doch ist Musik eben nur ein! Zugang. Wenn man so will, wollten wir den Zugang verbreitern, damit mehr Menschen „durchkommen” und unsere Botschaft verstehen. Deswegen haben wir die visuelle Ebene mit reingenommen und mit Claudio Diaz als Illustrator zusammengearbeitet. Im Ergebnis erstellen wir einen Kurzfilm, in dem Musik, Bilder und Zeitensprünge den Betrachter ansprechen.
Kurzfilm The [Uncertain] Four Seasons
Die Musik ist immer noch führend, sie ist ja unser Ausgangspunkt. Aber ja, einen Kurzfilm zu möglichen Auswirkungen des Klimawandels haben wir noch nie gemacht, das ist Neuland für uns. Wie schreibt man ein Storyboard dafür?
Wie fügt sich alles – Klimadaten, Musik, Illustration – zu einem einzigen Werk zusammen? Und wie schaffen wir es, damit wirklich zu berühren?
Ehrlich, wir hatten am Anfang wenig Plan, wussten nicht, wo anfangen und hatten auch die Arbeit, die da gesamt auf uns zukam, zuerst total unterschätzt.
Ohne das Mentoring wären wir mit Sicherheit heute nicht an dem Punkt, an dem wir jetzt sind. Neben einer klaren Projektstruktur mit Zieldefinitionen, Aufgaben und Zeitfenstern gab es viele gute Tipps, die unsere Arbeit einfach besser gemacht haben. Einer dieser Tipps war: Geht auf maximal 20 bis 25 Minuten. Das passte zuerst gar nicht zu unseren Vorstellungen. War aber für die Form Kurzfilm angemessen und richtig – und hat uns am Ende sehr entlastet.
Wichtig war auch die Diskussion mit einer externen Expertin. Prof. Dr. Antje Boetius vom AWI (Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven) hatte uns darin bestärkt, natürlich die dramatischen Konsequenzen des Klimawandels zu zeigen, aber vor allem auch die Dinge, die wir verlieren: die Schönheit und die Vielfalt der Natur. Diesen Moment haben wir dann sehr bewusst eingebaut: Was gilt es zu schützen?
Wenn man etwas Neues probiert, ist die Gefahr zu scheitern immer präsent. Da hilft es natürlich, nicht vollständig selbst in das finanzielle Risiko gehen zu müssen, das entlastet ein Stück weit und macht vielleicht auch mutiger.
Das Besondere bei CLOSEUP ist aber definitiv die professionelle Begleitung, da nehmen sich echte Medienprofis viel Zeit für deine unsortierten Ideen, das ist fantastisch und hat zu jedem Zeitpunkt Spaß gemacht.
Am Anfang konnten wir nicht so genau absehen, wohin uns das bringt, aber heute können wir sagen: auf jeden Fall weiter!
Das Gespräch führte Johannes Friedrich im Auftrag der nordmedia. Interviewpartner auf Seiten des Kammerensembles Konsonanz waren: Claudia Beißwanger, David Cisternas und Karoline Ott.
Die nordmedia setzt seit vielen Jahren auf eine umfangreiche Nachwuchsförderung, um junge Filmschaffende zu unterstützen und somit Produktionen in Niedersachsen und Bremen voranzubringen.
„Mit der Nachwuchsförderung entstehen nicht selten komplett neue Formate, an die niemand zuvor gedacht hatte,” betont nordmedia Geschäftsführer Thomas Schäffer. Die Förderung schafft Raum für Kreativität – und treibt Entwicklung voran, damit aus Träumen Taten und aus ersten Ideen echte Projekte werden und die Region bereichern.
Teil der Nachwuchsförderung sind dabei fünf sehr unterschiedliche und vielschichtige Programme:
2022 so richtig durchstarten?
Am Mittwoch, dem 26. Januar 2022, stellt nordmedia beim SMALL TALK online ihre Programme zur Nachwuchs- und Talentförderung vor.
Egal, ob in Niedersachsen oder Bremen, neben der klassischen Filmförderung bieten Förderprogramme für Film- und Mediennachwuchs sowie Talentförderung vielseitige Möglichkeiten zum Einstieg in die Branche und zum Ausbau von Kenntnissen und der kreativen Handschrift.
Kurzfilmstipendium – in Zusammenarbeit mit der Stiftung Kulturregion Hannover
Das Kurzfilmstipendium von cast & cut wird jedes Jahr zusammen mit der Stiftung Kulturregion Hannover realisiert. Zentraler Ort ist die Villa Minimo, ein Hinterhofgebäude im Herzen Hannovers, zur Verfügung gestellt von der Gundlach GmbH & Co. KG. Die Villa beherbergt je für ein halbes Jahr zwei Filmschaffende für einen ‚Artists-in-Residence-Aufenthalt‘. Für diesen Zeitraum erhalten die StipendiatInnen einen monatlichen Geldbetrag sowie einen Produktionskostenzuschuss. Ergebnis dieses Freiraums jenseits kommerziellen Drucks ist ein – nicht selten experimentelles – Kurzfilmprojekt.
Produktionsförderprogramm – gemeinsam mit dem NDR und MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein
Seit 2014 gestaltet nordmedia gemeinsam mit dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) und der MOIN Filmförderung das Produktionsförderprogramm Nordlichter. Das Programm ermöglicht es AutorInnen, RegisseurInnen oder ProduzentInnen, ihr Film- oder Seriendebut zu realisieren – ohne langen Finanzierungsvorlauf. Voraussetzung ist eine überzeugende eigene Handschrift. Die so entstehenden Projekte werden im NDR-Fernsehen bzw. Mediathek ausgestrahlt, teilweise auch auf Festivals oder im Kino gezeigt.
Foto: © Kundschafterfilm/Schurkenstart/Peter Drittenpreis
Stipendienprogramm – gemeinsam mit der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa
CLOSEUP ist ein von der nordmedia ins Leben gerufene Stipendien-Programm. Gemeinsam mit der Bremer Senatorin für Wirtschaft Arbeit und Europa werden pro Jahr vier Projekte zu innovativen, audiovisuellen Medienformaten mit je 20.000 Euro gefördert. Sie ordnen sich in die Kategorien Bewegtbild, Crossmedia oder Digital Content ein. Neben Geld erhalten die Nominierten Unterstützung von ExpertInnen. Innerhalb von neun Monaten wird das Projekt gemeinsam bis zur Marktreife entwickelt.
Talentförderprogramm – in Kooperation mit dem Film- und Medienbüro Niedersachsen
In der Talentförderung mediatalents Niedersachsen werden audiovisuelle Projekte junger Talente gefördert. Diese sollen überwiegend in Niedersachsen realisiert werden. Die Nachwuchsförderung richtet sich an Film- und Medienschaffende, die noch nicht mehr als drei längere Filmprojekte realisiert haben. Ziel des Programms ist es, neue Talente zu entdecken, zu fördern und ihnen eine Starthilfe zu geben.
„Spektakel“ von Jonathan D’Ambrosio | Foto: © Qualia Creative/Jonas Van Hest
Bremer Projektstipendium – in Zusammenarbeit mit dem Filmbüro Bremen
2015 hat nordmedia gemeinsam mit dem Filmbüro Bremen das Projektstipendium Filmstart Bremen initiiert, das künstlerische Filme und Nachwuchsfilmprojekte mit einem Förderbedarf zwischen 1.000 und 10.000 Euro unterstützt. Die unabhängige Jury legt einen Schwerpunkt auf die Förderung von AntragsstellerInnen, die eine klare filmische Vision vorlegen und an einer eigenen Filmsprache arbeiten.
Die nordmedia ist der wichtigste Partner für die Förderung von audiovisuellen Medien in Niedersachsen und Bremen.
In der Funktion als Vermittler und Förderer sowie als Hub für Medien- und Kulturschaffende, Wirtschaftsakteure und Politik, arbeitet die nordmedia in einem medialen Spektrum zwischen Kultur und Wirtschaft jenseits der Scheinwerfer.
Häufig ist es die Arbeit im Hintergrund, die beeindruckende Resultate maßgeblich beflügeln konnte. Die Initiative On im Off spricht mit den Akteurinnen und Akteuren, vermittelt Einblicke in die Branche und beleuchtet Aspekte des Medienschaffens, die außerhalb der Scheinwerferspots festlicher Premieren liegen, dennoch hell leuchten – man muss nur richtig hinsehen.
Wir schauen hinter die Kulissen der Film- und Medienprojekte, die mit Hilfe von nordmedia oft erst richtig ins Rollen kommen.
Gefördert, vernetzt, entwickelt: Finde hier mehr ON im OFF!