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Internationales Filmfest Oldenburg


aus der Perspektive von Torsten Neumann & Saskia Lößer

Kino, Kontakte und Knast

Wo spannende Filme gezeigt werden, ist Torsten Neumann nicht weit. Neben seinem klaren Blick für Bewegtbilder, die bewegen, steht der Macher des Internationalen Filmfest Oldenburg vor allem für ein Talent: die richtigen Leute zusammenbringen! Das auch hinter Gefängnismauern.

nordmedia

Herr Neumann, wen oder was vernetzt das Internationale Filmfest Oldenburg?

Leiter des Filmfest Oldenburg Torsten Neumann im Interview
Neumann

Die kurze Antwort: Die Welt! Und zwar zuerst in den kleinsten Mosaiksteinchen, das sind die Menschen während der fünf Festivaltage im September, die hier in Oldenburg zusammenkommen. 

Darüber hinaus wollen wir der Kunstform „Independent Film” eine Wahrnehmung im besten Fall rund um den Globus verschaffen. Dafür stehen wir ein. 

Torsten Neumann ist der Kopf des Internationalen Filmfest Oldenburg. Bereits 1994 gründete er als Endzwanziger zusammen mit einem früheren Schulfreund das Event rund um den Independent Film und entwickelte es als Leiter seither konstant weiter. Anregungen bekam er dabei von zahlreichen Filmfestivals weltweit, die er zuvor u. a. als freier Filmjournalist besucht hatte.

nordmedia

Welche Menschen wünschen Sie sich auf dem Festival, welche brauchen Sie, damit das Internationale Filmfest ein Erfolg wird?

Neumann

Wir brauchen Menschen, die sich von der Euphorie und Leidenschaft für den Film anstecken lassen.

Der Funke muss überspringen, dann geht plötzlich ganz viel! Alle Beteiligten finden sich da in derselben Leidenschaft für gut erzählte Geschichten: die Filmemachenden, die SchauspielerInnen, die Organisierenden und die Zuschauenden.

nordmedia

Was ist in Oldenburg anders als in Cannes oder Berlin? Warum sollte man als Kinofan den Weg in diese überschaubar große Stadt mit rund 170.000 Einwohnern antreten?

Neumann

Oldenburg ist definitiv keine Großstadt. Und das ist ein Vorteil. Nirgends sonst kommen sich zum Beispiel Filmgrößen und Publikum so selbstverständlich nah. Da gibt es kaum Berührungsängste. Als Besucher sitzt du abends an der Bar, daneben der Star, den du eben noch im Film gesehen hast. Es wird geplaudert, über den Film oder über ganz andere Dinge. Das wird mir übrigens auch von den Filmemachenden aus den USA gespiegelt: Die freuen sich auf Oldenburg, weil sie sich hier im besten Sinn unter das Volk mischen können, direkte Resonanz erfahren. Und dabei nicht fürchten müssen, dass ihnen überengagierte Fans auf die Pelle rücken. Natürlich sind es aber auch die gezeigten Filme selbst, die wir nach anderen Kriterien auswählen können, als dies in den Metropolen der Fall ist.

Vorführung im Filmsaal des internationalen Filmfest Oldenburg

Filmfest Oldenburg

Seit seiner Gründung hat das Internationale Filmfest Oldenburg seinen Erfolg dem klaren Bekenntnis zum Independent Film, sowie der Förderung des innovativen und unabhängigen Filmemachens zu verdanken.

Zwei Frauen unterhalten sich beim Ausklang zum Filmfest Oldenburg
Eine Festival Teilnehmerin steht auf dem roten Teppich vor Fernsehkameras

Unbequem sein, unter der Schirmherrschaft vom »großen Bruder«



Für das „non competitive film festival“ mischen nordmedia und Neumann große Premieren, überraschende Entdeckungen und originelle Independents.



Torsten Neumann hat Spaß mit Gästen auf der Wiese
nordmedia

Da sind wir bei dem Profil des Fimfestivals in Oldenburg. Welche Filme und welche Art Filmemacher kommen hier zusammen?

Neumann

Wir mögen Filme, die auch was riskieren. Darum geht es ja auch: Das Publikum zu fordern, nicht nur „einzulullen”.

Wir müssen in der Gesellschaft alle darauf achten, nicht in eine Art Dauerdämmerzustand zu verfallen. Deswegen sehe ich das Filmfestival auch als eine Art Weckruf. Wir konfrontieren mit schwierigen Themen – und bauen dabei Berührungsängste ab.

Torsten Neumann auf dem Podium des internationalen Filmfest Oldenburg
Eine Gruppe Festival-Besucher auf dem Weg in die JVA Oldenburg
Festival-Katze liegt im Holzeimer
Ein Duo singt auf der Aftershow Party des Filmfest Oldenburg
nordmedia

Zum Abbau von Berührungsängsten passt sicher die Idee, den Aufführungsort Gefängnis zu etablieren?

Neumann

Ja. Soweit mir bekannt, ist das einmalig auf der Welt, dass ein Teil des Festivalprogramms hinter Knastmauern stattfindet. Die Idee entstand 2006 im Gespräch mit dem früheren Leiter der JVA Oldenburg Gerd Koop. Der hatte grundsätzlich eine liberale Haltung zum Auftrag: Freiheitsentzug als Strafe – und eine Botschaft: „Morgen sind die Gefangenen wieder unsere Nachbarn.” Kurzum, aus der Idee wurde eine feste Kooperation. Seither besteht das Publikum im Knast zu 50 Prozent aus Inhaftierten und zu 50 Prozent aus freien Menschen. Theoretisch könnte ein Bankräuber neben einem Bankdirektor sitzen.

JVA Oldenburg

Die JVA ist einer von gesamt acht Aufführungsorten in der Stadt Oldenburg, aber sicher der ungewöhnlichste. Im Publikum sitzen zu gleichen Teilen die Menschen „von drinnen” wie „von draußen”. Das Kino im Knast ist eines der inzwischen begehrtesten Formate des Filmfestivals.

nordmedia

Wo was riskiert wird, braucht es Partnerschaften, die vertrauen und unterstützen. Wie sehen Sie die Rolle der nordmedia bei Ihrem Tun?

Neumann

Gerade weil wir das viel machen, an Grenzen gehen – mit der Auswahl der Filme, mit der Wahl einzelner Aufführungsorte – weiß ich es extrem zu schätzen, dass wir mit der nordmedia ein gesichertes Miteinander haben. Kunst- und Kulturförderung sollte beraten, aber nicht an die Leine legen. Diesen Freiraum lassen, dieses Vertrauen haben, das sehe ich bei der nordmedia, und das ist eine große Qualität. Der Gedankenaustausch mit den Ansprechpersonen bei der Medienfördereinrichtung ist immer hilfreich.

Das Team der nordmedia

Die nordmedia fördert und entwickelt seit 2001 Filme und Medien und ist damit die zentrale Medien-Fördereinrichtung für Niedersachsen und Bremen.

Die nordmedia ist für mich wie ein beschützender großer Onkel.

Dieses Interview führte Katrin Johnsen im Auftrag der nordmedia.

Saskia Lößer schaut auf ein Klemmbrett mit Aufgaben
Plakate des internationalen Filmfest Oldenburg in Leuchtkästen
Filmfest Oldenburg Mitarbeiter in Besprechung
Ein Blick in die Dreharbeiten zum Interview mit den Filmfest Oldenburg Machern

Kultur ist
Austausch

Was würde fehlen, wenn es das Filmfestival in Oldenburg nicht gäbe? Klare Aussage der Neuen am Orga-Set: „Ein großes Stück Kultur!” Saskia Lößer kommt aus Aachen und hat einen spannenden Hintergrund, kennt sie das Thema Filmemachen doch bereits aus der Perspektive einer niederländischen Filmstiftung. Für diese hatte sie zweieinhalb Jahre gearbeitet. Jetzt also Oldenburg. Rund drei Monate Vorbereitungszeit braucht es, um so ein Festival zu stemmen. Wir spiegeln ihre Erfahrungen, Punkt für Punkt.

Praktikantin des Filmfest Oldenburg Saskia Lößer im Interview

Hinter die Kulissen geschaut

Saskia Lößer ist Praktikantin des Oldenburger Filmfestivals No 28. Neu in der Stadt und neu im Team hat sie innerhalb kürzester Zeit Anschluss gefunden. Und arbeitet mit Herzblut an der Vorbereitung der fünf Tage im September, an denen Oldenburg zum großen Kinosaal wird.

Ankommen

Wohnungssuche in Oldenburg? Kein Problem. Als ich sagte, warum ich in der Stadt bin, stand sofort ein Lächeln im Gesicht der Vermietenden: Das Festival genießt einen guten Ruf in der Stadt, es hat mir Türen geöffnet.

Aufnahme im Kernteam

Wir sind sieben neue Praktikanten. Und kommen von überall her. Eine Kollegin hat aus der Türkei hierhergefunden. Auch Österreich ist vertreten.

nordmedia Podiumsdiskussion auf einem Filmfest

Als neutrale Schnittstelle entwickelt die nordmedia gemeinsam mit Branchenbeteiligte eine individuelle Strategie für die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Bei Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen oder Meet-ups bringt sie Unternehmen mit AkteurInnen aus der Branche zusammen.

Aufgabenverteilung

Grundsätzlich gibt es bei uns das Orga-, das Event- und das Presseteam. Letztlich sind die Grenzen aber fließend. Organisation und Event arbeiten Hand in Hand und sobald das Event steht, muss natürlich auch die Presse Bescheid wissen.

Persönliche Voraussetzungen

Was uns alle eint: Die Offenheit für Neues – neue Menschen, neue Ideen. Und natürlich die Begeisterung für das Medium Film. Als ich nach Oldenburg kam, habe ich mir gesagt, ich begebe mich in ein Abenteuer mit vielen Unbekannten. Stressresistent sein, flexibel bleiben, auch das gehört dazu. Wir haben keine geregelten Arbeitszeiten, aber jede Menge Spaß.

Kreative Spielräume

Natürlich gibt es einen Masterplan für das nach 28 Jahren bereits etablierte Filmevent – und Torsten (Torsten Neumann) spielt hierbei die zentrale Rolle. Gleichzeitig sind wir alle geladen, eigene Ideen und Vorschläge einzubringen, egal wie verrückt sie im ersten Moment erscheinen. Die richtig guten Ideen klingen oft erstmal abwegig.

Preevents

Mit den Preevents wollen wir die Vorfreude auf das eigentliche Festival steigern. Wir arbeiten also wie im Film selbst nach dem Prinzip der Spannungskurve. Fotovernissage, Pre-Screening, Pressekonferenz … wir haben schon vor dem eigentlichen Start jede Menge zu tun.

Netzwerken

Ohne die weitreichenden Verbindungen in alle Richtungen, gäbe es das Filmfest nicht. Und als Teil des Orgateams habe ich auch mit einigen zu tun. Sponsoringkreis, Medienpartnerschaften, die unterschiedlichen Anbietenden von Spielstätten in der Stadt wie z. B. das Staatstheater, Hotels, Restaurants – alle ziehen an einem Strang. Das gemeinsame Ziel: das Oldenburger Filmfestival zum Erfolg führen.

Persönlicher Zugang

Für mich steht fest: Eine Gesellschaft ohne Kultur kann es nicht geben. Wir brauchen Geschichten, und Film ist die moderne Form des Geschichtenerzählens. Gute Filme erweitern den Horizont, regen die Fantasie an, fördern den Austausch, das Gespräch danach. Ich möchte darauf nicht verzichten müssen.

orsten Neumann hält sich den Oldenburg-Schriftzug vor das Gesicht
Nur Gott kann mich richten Filmcrew beim Filmfest Oldenburg

Das Festival in Zahlen



ca. 60 Mitarbeitende
55 Filme
ca. 40 Erstaufführungen
8 Veranstaltungsorte
2.000 Kinoplätze
15 – 17.000 Besuchende
122.000 Euro Förderung nordmedia
390.000 Euro Gesamtetat



Blick von der Bühne auf den Theatersaal Oldenburg

Filmfestivals fördern – die Region bereichern

„Festivals bereichern das filmkulturelle Angebot, stiften regionale Identitäten, stärken die Medienkompetenz und tragen zur Qualifizierung und Beschäftigung bei. Mit Filmfestivals fördern wir die Vielfalt in der Region,“ sagt Thomas Schäffer, Geschäftsführer der nordmedia. Mit rund 825.000 Euro jährlich unterstützt nordmedia Filmfestivals in Niedersachsen und Bremen. Neben der Begeisterung für die cineastischen Kulturevents hat dies auch einen nachweislich hohen wirtschaftlichen Effekt für die Branche und die Region Niedersachsen/Bremen.

Jedes Jahr besuchen im Schnitt 110.000 Menschen die von uns geförderten Festivals. Mehr als 1.000 Filme mit unterschiedlichen Schwerpunkten werden auf ihnen präsentiert. Die Filmfestivals bilden damit eine feste Größe in der Kulturlandschaft der Region.

ON für für MORGEN fürfür EUCH imim HINTERGRUND imim NORDEN imim OFF

Die nordmedia ist der wichtigste Partner für die Förderung von audiovisuellen Medien in Niedersachsen und Bremen.

In der Funktion als Vermittler und Förderer sowie als Hub für Medien- und Kulturschaffende, Wirtschaftsakteure und Politik, arbeitet die nordmedia in einem medialen Spektrum zwischen Kultur und Wirtschaft jenseits der Scheinwerfer.

»Wir stehen nicht im Rampenlicht. Wir stehen dahinter.«

Häufig ist es die Arbeit im Hintergrund, die beeindruckende Resultate maßgeblich beflügeln konnte. Die Initiative On im Off spricht mit den Akteurinnen und Akteuren, vermittelt Einblicke in die Branche und beleuchtet Aspekte des Medienschaffens, die außerhalb der Scheinwerferspots festlicher Premieren liegen, dennoch hell leuchten – man muss nur richtig hinsehen.

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Wir schauen hinter die Kulissen der Film- und Medienprojekte, die mit Hilfe von nordmedia oft erst richtig ins Rollen kommen.
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