Fynn Kliemann und Tim Schaefer im Gespräch mit nordmedia.
Ein Hof in Niedersachsen, dazu drei Hektar Abenteuerspielplatz. Eine riesige Werkstatt für Menschen, die es anpacken wollen. Alles festgehalten in einem Serienformat, in dem das Unerwartete im Alltäglichen Programm ist, unverstellt und echt. Das und noch viel mehr ist das Kliemannsland. Angefangen hatte alles 2016 mit einer Idee von Hauke Gerdes, Fynn Kliemann sowie Tim Schaefer – und der Anschubförderung der nordmedia.
Am Anfang war der Hof in Rüspel und die Lust auf Schrauben, Schweißen und Filmen. Aus dem Drei-Mann-Projekt Kliemannsland ist heute ein Produktionsunternehmen mit ca. 30 Festangestellten geworden, dazu kommt eine ständig wachsende Community, die überall im Land verfolgt, was hier passiert.
So halb und halb. Kliemannsland war von Anfang an ein Konzept für viele.
Die Idee war immer Partizipation, aktive Beteiligung.
Das hier ist ein großer Hof mit viel Raum für viele Möglichkeiten. Logisch, dass man da an ein paar Menschen mehr denkt. Aber was sich nach fünf Jahren daraus entwickelt hat, von den Produktionen eigener Formate bis zu vielen großartigen Events – das war am Anfang gar nicht abzusehen.
Wir hatten auch Glück. Das, was wir hier heute machen, wäre ohne die Anschubfinanzierung der nordmedia nicht möglich gewesen. Hinzu kam, dass unser Format gleichzeitig mit „funk” an den Start gegangen ist, dem Content-Netzwerk von ARD und ZDF. Dadurch hatten wir von Anfang an eine supergroße mediale Aufmerksamkeit. Kliemannsland war überall, in der Tagesschau, im heute journal, in der Süddeutschen…
Das hatte uns dann auch anfangs etwas überfordert, dass die Leute dann tatsächlich vor der Tür standen.
Rund 8.000 Menschen kamen zu unserem ersten Weihnachtsmarkt, darauf waren wir nicht vorbereitet.
Aber noch was zu nordmedia: Das ist ´ne Förderung für Leute, die sich austoben wollen. Weder nordmedia noch der NDR haben uns reingeredet, wir hatten jede redaktionelle Freiheit, das war supercool.
Philipp Goewe
Leiter Entwicklungsmanagement & Innovation beim NDR
Ein Spaziergang war das hier sicher nicht. Am Anfang hatten wir nur eine Produktion, dieses eine Format, mehr nicht. Es gab keinen Community-Space, keinen Ort zum Kaffeetrinken. Der Tonassistent hat die Führung gegeben, der Kameramann den Kaffee gekocht… Das war alles sehr improvisiert zuerst, ist ja auch klar.
»Niemand wusste, wie sich das Projekt und Format entwickeln würde. Aber Fynn und Tim hatten eine Vision und wollten eine Geschichte erzählen, die aus und mit einer Community geschrieben werden sollte. Und weil niemand das genau planen und vorhersehen konnte, war es wichtig, dass wir uns gegenseitig vertrauen und auf Augenhöhe begegnen.«
Philipp Goewe
Wir mussten hart kämpfen, bis sich unser Projekt wirklich selbst getragen hat. Die Kosten, die der Hof, seine Renovierung und seinen Ausbau verursacht haben, waren nicht abgedeckt. Oft waren wir etwas ratlos, aber Aufgeben kam dann doch nicht in Frage.
2016
Der Start
2017
Preise und Entwicklung
2018
Markt und Begegnung
2019
Wachsende Comunity
2020
Selbständige Produktion
2021
Ausbau und Angebotserweiterung
2022
Konsolidierung und Öffnung für mehr
Die Produktion stellt ja dar, was aus dem Ort geworden ist und weiter wird. Aber der Ort ist schon zentral, der Ausgangspunkt. Für mich hat der Hof mit seinen Menschen im Laufe der Jahre an Bedeutung eher gewonnen.
Das bedingt sich total gegenseitig, finde ich. Die mediale Aufmerksamkeit, und die Art, wie wir Dinge begleiten und dokumentieren können, führt dazu, dass wir das hier bezahlen können, mittlerweile. Aber auch dazu, dass man die Leute erreicht, die man erreichen möchte, die dann wieder auf den Hof kommen und neue Projekte anstoßen. Das ist wie ein geschlossener Kreislauf, das funktioniert nur zusammen.
Wir ermöglichen. Das sind manchmal total einfache Sachen, die den Leuten fehlen, Platz zum Beispiel. Dann kommt jemand vorbei und sagt: „Ich bin Künstlerin und wollte schon immer so ein riesengroßes Wandgemälde malen.” Dann sagen wir: „Klar, gehe in die Werkstatt, suche dir Farben und leg los!” Man hat so viele Dinge, die einen aufhalten, und das ist manchmal so unwichtiger kleiner Kram, der sich im Kopf zu einer gigantischen Blockade aufbaut. Was wir machen, ist dann dieses kleine „Über-die-Schwelle-schubsen”.
Es gibt tausend Leute, die tolle Ideen haben, aber weder die finanziellen, noch die personellen Ressourcen, das in irgendeiner Form umzusetzen. Und das war der Gedanke dann hier, zu sagen: „Gut, möglicherweise können wir dafür sorgen, dass wir dein Projekt dann gemeinsam machen.” Ich glaube, es gibt hier eine große Offenheit.
Der Grundgedanke ist, dass Kooperation cooler ist als Konkurrenz. Das ist, was es trägt!
Genau, die Leute machen das ja untereinander aus. Es ist nicht so, dass hier ein „Hugo” stehen würde, der sagt: „Ja man, wir schaffen das!” Die lernen sich untereinander kennen, helfen sich gegenseitig, und jeder bekommt dabei seinen kleinen Knoten gelöst. Für alles gibt es hier Experten. Die arbeiten hier, wohnen hier oder sind einfach mal ein Wochenende da. So einen Ort für praxisnahes Wissen und Kreativität habe ich noch nirgendwo sonst gesehen. Hier haben wir ihn geschaffen.
Das ist schon eine der größten und krassesten Sachen, die wir je angefangen haben.
Und für mich geht das so weiter, ich möchte hier wirklich etwas hinterlassen, das nachhaltig funktioniert – auch als Modell für ein gleichberechtigtes Miteinander, wo Mitbestimmung nicht nur eine Floskel ist, sondern gut und transparent organisiert wird.
Das Kliemannsland ist kein normales Brot-und-Butter-Geschäft, eher etwas, das gekostet hat, in das wir viel investiert haben: Geld, Zeit und Nerven. Trotzdem ist es für das eigene Gefühl gut. Für mich ist es eine Bestätigung.
Das Gespräch führte Katrin Johnsen im Auftrag der nordmedia. Interviewpartner auf Seiten des Kliemannsland waren: Fynn Kliemann und Tim Schaefer.
Es geht weiter im erfolgreichen Mix aus „Machen” und „Filmen”. nordmedia fördert aktuell gemeinsam mit Google for Startups das Format createF – The Female Founders Show. Die Hauptdarstellerinnen: Echte Gründerinnen. Das Format: Eine Youtube Serie.
Frauen mit ganz verschiedenen Talenten und Kompetenzen werden auf ihrem Weg zur Unternehmensgründung begleitet. Was treibt sie an, welche Hürden sind zu überwinden? Ist Gründen für Frauen anders als für Männer? Gestandene Unternehmerinnen stehen mit Expertise und vielen guten Tipps zur Seite. Was lernen die Neuen von den Erfahrenen? Mit welchen Rollenmustern sehen sich die Frauen auch konfrontiert?
Zwölf Wochen lang beobachtet die Kamera die Gründerinnen in ihrem Prozess von der Idee bis zum Finanzierungspitch. Es ist ein durch Mentoring begleiteter Prozess, der mit spannenden Entwicklungsschritten einhergeht. Persönliche Videotagebücher nehmen die Zuschauenden mit hinter die Kulissen und durch Höhen und Tiefen. Der stetige Austausch mit Expertinnen, RoleModels und Investorinnen von Tag eins an gehört zum Konzept. Parallel zu den Gründerinnen werden mit createF drei angehende Investorinnen ausgebildet und so von Beginn an deutlich, wie die Finanzierung von Gründungsideen funktioniert.
Stichwort Finanzierung. Auch die Infotainment-Produktion selbst musste zunächst auf eine solide finanzielle Basis gestellt werden. Dazu holte Showrunnerin und Host Franziska Pohlmann neben nordmedia und Google for Startups weitere regionale Institutionen und Geldgeber wie die NBank ins createF-Boot.
Foto: © Radek Wegrzyn
Franziska Pohlmann Showrunnerin & Host von createF – The Female Founders Show
„Die Finanzierung der Webserie createF war auch für mich neu. Da eine klassische Auswertungsform bei einer Webserie fehlt, musste ich kreativ sein. Ich musste neue, unternehmerische Herangehensweisen ausprobieren.“
Die nordmedia ist der wichtigste Partner für die Förderung von audiovisuellen Medien in Niedersachsen und Bremen.
In der Funktion als Vermittler und Förderer sowie als Hub für Medien- und Kulturschaffende, Wirtschaftsakteure und Politik, arbeitet die nordmedia in einem medialen Spektrum zwischen Kultur und Wirtschaft jenseits der Scheinwerfer.
Häufig ist es die Arbeit im Hintergrund, die beeindruckende Resultate maßgeblich beflügeln konnte. Die Initiative On im Off spricht mit den Akteurinnen und Akteuren, vermittelt Einblicke in die Branche und beleuchtet Aspekte des Medienschaffens, die außerhalb der Scheinwerferspots festlicher Premieren liegen, dennoch hell leuchten – man muss nur richtig hinsehen.
Wir schauen hinter die Kulissen der Film- und Medienprojekte, die mit Hilfe von nordmedia oft erst richtig ins Rollen kommen.
Gefördert, vernetzt, entwickelt: Finde hier mehr ON im OFF!